Wir haben viel über Geld gesprochen. Ich wusste zwar nicht genau, was meine Eltern verdienten, aber wir sprachen darüber, immer sparen zu müssen und keine großen Sprünge wie längere Auslandsurlaube oder Markenklamotten machen zu können. Bis ich 11 Jahre alt war, verdienten meine Eltern wenig Geld. Ich verbrachte meine Kindheit in einem strukturschwachen Bundesland, meine Mutter arbeitete meistens Teilzeit im Gesundheitsbereich und mein Vater war Hauptverdiener. Beide sind ohne finanzielle Unterstützung ihrer Familien in Ausbildung und Erwerbsleben gestartet. Wir wohnten zu viert in kleinen Mietwohnungen, zogen viel um und Restaurantbesuche gab es so gut wie gar nicht, Kinobesuche waren etwas sehr besonderes. Urlaubsreisen gab es einmal im Jahr, sie führten meist in andere Regionen in Deutschland. Dann zogen wir wegen eines besseren Jobs meines Vaters in eine größere Wohnung in ein anderes Bundesland um, und hatten drei Jahre etwas mehr Geld, lebten aber weiterhin so sparsam wie vorher. Als ich 14 war, wurde meine Mutter alleinerziehend und sie bekam Unterhalt von meinem Vater. Unser Lebensstil änderte sich ein wenig, wir fuhren zum Beispiel nicht mehr gemeinsam in den Urlaub. Es fehlte mir an nichts Essentiellem, aber ich konnte auch nicht viel Geld ausgeben. Meine Mutter wirtschaftete sparsam. Mein Vater finanzierte mir als Teenager zweimal Kurzurlaube, einmal in eine deutsche Großstadt für einen Workshop, einmal ins Ausland. Wenig, aber genügend Geld zu haben, keinen Luxus, aber ab und zu Kultur und Urlaubsreisen zu konsumieren und in Bildung zu investieren, nehme ich aus meinem Elternhaus mit. Aber auch die Schuld, meinen Eltern Geld für ein Studium gekostet zu haben, was für sie nicht selbstverständlich war.



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